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Haiti liegt südöstlich von Kuba in der Karibischen See, zwei Flugstunden südlich von Miami. |
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Als Kolumbus die Insel 1492 entdeckte, nannte er sie Hispaniola, "Klein Spanien". Heute nimmt die Republik Haiti das
westliche Drittel dieser gebirgigen Insel ein, der größere östliche Nachbar ist die Dominikanische Republik. Haiti ist mit 27.750 qkm etwas kleiner als Belgien und hat schätzungsweise acht Millionen Einwohner. Da der
größte Teil des Landes gebirgig und damit unbewohnbar ist, ist die Be-völkerungsdichte in den Städten und Ebenen sehr hoch. |
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Markt in Port-au-Prince |
Die Hauptstadt Port-au-Prince an der gleichnamigen Bucht gelegen, hat 2,5 Millionen Einwohner. Noch heute ahnt man die Schönheit
der ehemaligen Kolonialstadt, doch was bleibt, ist eine bedrückende Enge mit Lärm, Schmutz, Staub, mit ständigen Verkehrsstaus auf den unsagbar schlechten Straßen. |
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Das über Jahrhunderte "Perle der Antillen" genannte Haiti ist heute das ärmste Land der westlichen Hemisphäre, von der Welt
vergessen. 70% der Menschen leben unter dem Existenzminimum, die Arbeitslosigkeit liegt bei 65%, nur 5% der Einwohner - meist Mulatten - leben in Wohlstand und Reichtum. Lediglich jedes fünfte Kind erreicht das 5.
Lebensjahr. 60% der Einwohner sind Analphabeten. Wie konnte das Land so ins Elend geraten? |
Die Wurzeln liegen in der jahrhundertelangen Ausbeutung durch die Kolonialherren. Zur Zeit der Entdeckung durch Kolumbus lebten die
friedlichen Arawak-Indianer auf der Insel. Durch schwere Fronarbeit und eingeschleppte Krankheiten waren sie in kurzer Zeit ausgerottet, und es gab keine Arbeitskräfte mehr. Deshalb "importierte" man Sklaven
aus Westafrika. Um Revolten vorzubeugen, kaufte ein Sklaven-halter immer nur Sklaven verschiedener Stämme, die sich wegen ihrer unterschiedlichen Sprachen untereinander nicht verständigen konnten. Aus dieser
"Sprachlosigkeit" entstand die kreolische Sprache, die heute neben Französisch (was aber nur von wenigen Gebildeten gesprochen wird) Landessprache ist. Kreolisch hat überwiegend französische, vereinzelt auch
spanische und indianische Wortwurzeln, mit einer afrikanischen Grammatik. |
Hier wird Holzkohle in kleinen Portionen verkauft. Mit dem Verkaufserlös von jeweils 0,25 ¥ versucht man sich
über Wasser zu halten. |
Kahle Berge bestimmen das Landesinnere. |
Die tropischen Regenwälder, die ursprünglich von den Bergen bis ans Meer das Land bedeckten, wurden während der Kolonialzeit
abgeholzt. Das Holz wurde hauptsächlich zum Schiffsbau, aber auch für die Herstellung von Möbeln nach Europa verschifft. Die letzten Bäume wurden während des Embargos Anfang der 90er Jahre abgeholzt, um Brennmaterial zu
gewinnen. Auch heute noch werden die nachwachsenden Hölzer als Brenn-material genutzt. In Folge sind die Berge verkarstet. Bei den für die Tropen typischen, heftigen Regenfällen reißen Sturzbäche, von den Bergen
kommend, die fruchtbare Erde der Ebenen mit ins Meer. Die einstmals riesigen Flüsse führen nur noch wenig Wasser, sind zeitweise fast ausgetrocknet. Das hat nachhaltige Folgen auf das Klima und die Erträge der Böden und
impliziert eine zunehmende Armut der kinderreichen Landbevölkerung. Geburtenkontrolle ist hier schwierig einzuführen, gilt doch Kinderreichtum als Gottesgeschenk. |
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Das Land ist landschaftlich sehr reizvoll. Viele Plätze laden zum Verweilen ein. Es gibt wunderschöne Hotels, z.T. im Kolonialstil,
sowohl in den Städten als auch an einsamen Stränden. Wegen fehlender Infrastruktur und fehlendem Know-how können sie mit internationalem Standard nicht mithalten, bei Preisen (in US$, versteht sich) jedoch, die sich
durchaus auf internationalem Niveau bewegen. Auch in den besseren Restaurants der Hauptstadt findet man meist kein überzeugendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Politische Situation: Nach Jahrhunderten der Sklaverei wurde Haiti 1804 die erste freie
Republik schwarzer Menschen. Bis zur Wahl von Jean Bertrand Aristide 1990 lag die Staatsmacht bei wechselnden, meist diktatorischen Regimes. Der erste frei gewählte Präsident J. B. Aristide ließ das Volk auf
eine bessere Zukunft hoffen. Doch die von ihm gegründete Partei "Lavalas" brachte nicht die erhoffte Demokratisierung. Nach monatelangen blutigen Unruhen verließ Aristide am 29.Februar gezwungenermaßen das
Land, z. Zt. hält er sich in Südafrika auf. |
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Doch seither kommt das Volk nicht zur Ruhe. Bewaffnete Banden terrorisieren das Volk. Auch die Anwesenheit von
UNO-Truppen kann die Eskalation der Gewalt nicht stoppen. Die nach der Verfassung eingesetzte Übergangsregierung versucht, die Korruption zu bekämpfen und Neuwahlen vorzubereiten.
Die Armut im Lande nimmt laufend zu. Wegen der Unruhen bleiben die Schulen oft monatelang geschlossen. |
Unruhen
Barrikaden aus brennenden Autoreifen auf einer der wichtigsten Straßen der Hauptstadt. Die Stimmung ist explosiv, es ist gefährlich, sich solchen Aktionen zu nähern. Unruhen dieser Art gibt es immer wieder. |
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Wenn die Situation im Lande nicht derartig unsicher wäre, könnte im Tourismus eine Zukunftschance liegen.Doch bis aus der heutigen
fast anarchischen Situation ein geregeltes Staatswesen wird, wird noch viel Wasser den Artibonit-Fluß herabfließen. |
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